Was ist Linedance?
Line Dance ist eine Tanz-Art zu der man in erster Line keinen Partner benötigt. Alle Tänzer auf der Tanzfläche sind die Tanzpartner. Es funktioniert mit jeder Anzahl von Tänzern, notfalls auch mal alleine! Das Alter spielt hierbei keinerlei Rolle. Es ist nicht selten, dass beim Line Dance vom Kind bis zum Rentner alle Altersgruppen auf der Tanzfläche stehen. Die Aufstellung erfolgt, wie der Name bereits aussagt, in Linie neben und hinter-einander - also so zu sagen, ein Formationstanz.
Es gibt feste Choreografien zu den Liedern, was nicht heißt, dass man diese nicht auch zu anderen Liedern tanzen kann (der Rhythmus muss natürlich überein stimmen). Die Choreografien, die man bei den Kursen lernt, haben im Durchschnitt 32 Zählcounts/Schritte. Diese wiederholen sich in alle "vier Wände", manchmal auch nur "2 Wände" oder nur eine, bis die Musik zu Ende ist. Jeder Tänzer kann seine Arme nach Belieben beim Tanz einsetzen und seine Tanz-Schritte damit unterstützen. Im Line Dance sind schnelle Tanzerfolge garantiert, da man für einen Tanz zunächst nur die darin enthaltenen Schrittfolgen lernen muss.
Einsetzbar ist Line Dance überall, wo sich Menschen zum Tanzen zusammen finden und egal welchem Alters, denn . . . es funktioniert auf JEDE Art von Musik, egal ob Evergreen, modern oder sogar brandneu, egal ob Hip Hop, Rock´n Roll, Pop oder Jazz, egal ob Swing, Walzer, Polka, Cha Cha, Rumba oder Funky!
Und das Schönste daran ist: Egal wohin man kommt auf der Welt - sind Line Dancer da, kann man zusammen tanzen. Alle kennen die Tänze und es braucht keine gemeinsamen Proben dazu!
Tänze, Musik und Rhythmik
Viele Line Dancer kennen dieses Szenario gut: Ihr beherrscht fast hundert Tänze (oder mehr), aber auf der nächsten Line Dance Party steht ihr wieder am Rande der Tanzfläche, weil ihr die Tänze nicht kennt, die hier laufen - ärgerlich und frustrierend zugleich! Das ändert sich auch nicht, je mehr Tänze ihr lernt. Andere Party-andere Tänze! Das ist ein Teufelskreis, den ihr jedoch durchbrechen könnt. Die Kunst liegt darin, die Rhythmik der Musik auseinander halten zu können und zu wissen, welche Tänze aus eurem Repertoire dazu passen.
Auch unsere Line Dance Musik hat verschiedene Rhythmen (Walzer, Cha Cha, East- und Westcoast Swing usw.) Unsere Tanz-Choreografien sind wiederum meist (sollten sie zumindest) mit den für die Rhythmen typischen Schritt-Kombinationen ausgestattet. Das sind Schritt-Kombinationen, die diese Rhythmik (Takt) wiederspiegeln und die dazu gehördende Bewegungs-Charakteristik (siehe nächster Punkt) unterstützen. Dies macht es möglich, dass die Choreografien auch zu anderer Musik mit dem gleichen Rhythmus getanzt werden können.
Mit diesem Wissen ausgestattet, könnte man praktisch mit je einer Choreografie "Walzer", "Cha Cha", "Polka", "Eastcoast Swing", "Westcoast-Swing", "Two Step" und vielleicht einem "Nightclub Two Step" die ganze nächste Line Dance Party durch tanzen. Das sind nur 6-7 Choreografien, die man kennen müsste . . . keine hunderte!
Beispiel: der Tanz "Hearts & Flowers" (gleichnamige Musik von Dave Sheriff) - die Musik hat einen "Polka"-Rhythmus und die Tanz-Choreografie dazu ist typisch für eine Polka. Sie passt daher auch zu anderen Polkas, wie z. B. "Cowboy´s Sweetheart" von LeeAnn Rimes (Picnic Polka) oder zu "Something In The Water" von Brooke Fraser.
Anmerkung: Natürlich kann eine alternative Choreografie einen gerade aktuellen "Mode-Tanz" nicht ersetzen!
Motions/Bewegungs-Charakteristik
Dass es verschiedene Rhythmen in der Musik und damit auch in unserer Line Dance Musik gibt, haben wir im vorher gehenden Punkt bereits dar gelegt. Jetzt wollen wir uns der Bewegungs-Charakteristik im Tanz widmen.
Was ist aber Bewegungs-Charakteristik? Eine bekannte Tanz-Trainerin hat es folgendermaßen erklärt: "Stellt euch vor, ihr schaut Tänzern von außen durch das Fenster zu. Ihr könnt die Musik nicht hören, aber ihr seht anhand der Art und Weise, wie der Tanz ausgeführt/vorgetragen wird, dass diese Tänzer jetzt gerade einen "Walzer" tanzen. Was wir durch das Fenster sehen können, ist das typische "Rise & Fall", die Bewegungs-Charakteristik eines Walzers! Es ist also die "Bewegungs-Charakteristik", die einem Tanz das "typische" Gesicht verleiht.
Würde man die Tanzschritte einfach nur auf der Tanzfläche "ablaufen", würde jeder Tanz-Rhythmus gleich aussehen und sich lediglich im Zählmuster der Counts unterscheiden, also kein "Gesicht" haben.
Hier ist eine Aufzählung der verschiedenen Bewegungs-Charakteristiken:
"Rise & Fall": Walzer
"Lilt": Polka, Eastcoast Swing, Samba
"Smooth": Westcoyst Swing, Two Step, Nightclub Two Step
"Cuban": Cha Cha, Rumba, Mambo
"Funky": Hip Hop, Break Dance
Die Unterschiede der einzelnen Bewegungs-Charakteristiken hier aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Am besten erklärt man das auch am "lebenden Objekt". Wir empfehlen, einen der vom Bundesverband oder den jeweiligen Landesverbänden hierzu angebotenen Kurse zu besuchen oder meldet dort euer Interesse an. Vielleicht kann einer dieser Kurse/Workshops auch direkt bei euch statt finden.
Wenn ihr in Südthüringen wohnt bzw. in der Nähe von Meiningen, besucht unser Training! Hier könnt ihr das ebenfalls lernen! Wann und wo, erfahrt ihr unter der Rubrik "Training"
Restarts, Tags/Brücken und Prased Choreografien:
Viele Line Dancer finden sie lästig und mögen Tänze mit Restarts und Tags nicht. Meistens sind in diesen Tänzen auch gleich noch mehere dieser Elemente enthalten - welch ein Graus!
Aber warum kommen manche Tänze einfach nicht ohne diese Elemente aus? Es ist nicht etwa eine Laune des Choreografers, der uns Tänzer damit ärgern will, sondern ist vielmehr im Aufbau der Musik begründet. Jede Musik besteht aus bestimmten Teilen (Intro, Outro, Hauptthema, Refrain usw.). Sind diese in der Musik unregelmäßig angeordnet, unter- oder abgebrochen (z. B. durch ein Instrumenten-Solo), sind weitere Teile eingefügt, die nicht zum Haupt- oder Neben-Thema gehören (dem Komponisten sind dabei keine Grenzen gesetzt), kann dies auch den Abbruch des Tanzes/der Choreo an dieser Stelle (Restart) bedeuten oder gar das Einschieben anderer Schritte zur "Überbrückung" (Tag/Brücke) notwendig machen. Würde der Tanz an dieser Stelle einfach weiter geführt, würden wir so zu sagen "neben dem Takt" landen. Das würde die gesamte Choreografie neben das Thema verschieben und damit den Charakter der Choreografie und damit des Tanzes zerstören. Wir würden beim Tanzen merken, dass etwas nicht mehr stimmt und beim weiter tanzen ein Unbehagen spüren. Tanz und Musik würden einfach nicht mehr synchron weiter laufen.
In der Regel bemerkt man diese Stellen in der Musik, wenn man genau hin hört. Dann ist es ganz schnell ins Blut übergegangen, an dieser Stelle die Choreo abzubrechen und von vorn zu beginnen oder beispielsweise auf vier Counts mit der Hüfte zu schwingen, bis das Thema wieder da ist - je nach Choreografie.
Kehren diese "Abnormitäten" jedoch in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen immer wieder, macht es für den Choreografer mehr Sinn, gleich den Tanz in A,B,C-Teile zu untergliedern. Das nennt man eine "Prased Choreografie"!
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Line Dance - Vorurteile, Vorstellungen und Realität :
Wir stoßen immer wieder auf Vorurteile und falsche Vorstellungen, wenn wir uns mit Menschen unterhalten, die noch nie mit Line Dance in Berührung kamen oder bisher nur davon gehört hatten. Ebenfalls existieren unter den Line Dancern selbst oft falsche Vorstellungen (meist aus Unwissendheit), was Intoleranz und Inakzeptanz zwischen den Line Dance -Gruppen hervor ruft.
Wir Flying Boots müssen uns deshalb ständig wehren und rechtfertigen
. . . vor Line Dance Unkundigen:
Habt ihr eure Cowboy-Hüte vergessen? **** Line Dance ist doch kein Tanzen, sondern nur "Yepeeee" ! **** Wo habt ihr denn eure Cowboy-Musik gelassen? Das hier ist doch keine Line Dance Musik! ***** DJ: Ah da sind Line Dancer, dann hab ich das richtige für euch: "Achy Breaky Heart" (oh neiiiiiiin!) **** Hände an den Hosen-Bund! **** Line Dance Vorführung? Na dann ab mit euch auf den Stoppel-Acker! Dort könnt ihr vorführen.
. . . vor anderen Line Dancern:
Ihr seid ja abgehoben! **** Das hat ja nichts mehr mit Line Dance zu tun! **** Line Dance gehört zu Country-Music getanzt! **** Schön, wie ihr tanzt. Wir machen das nur so als Hobby! (sorry, wir wohl nicht!?) ***** Was, ihr lernt Tanz-Technik? Das ist uns zu anstrengend, wir wollen doch nur unseren Spaß haben!****Tanztechnik, das ist Ballett oder?
. . . und manchmal sind wir das einfach Leid. Deshalb haben wir hier einige der Meinungen und Fragen aufgeführt und unsere Meinung dazu geschrieben. Wenn uns das mal wieder bis oben steht, verweisen wir hierauf . . . zum nach lesen:
"Line Dance ist doch nur was für Country-Fans und Cowboys"
Falsch!
Wenn ihr Euch die Geschichte des Line Dance durch lest (siehe unter "Geschichte des Line Dance"), werdet Ihr feststellen, dass Line Dance nie mit Cowboys in Berührung gekommen ist. Auch die Entstehung dieser Tanzart hatte nichts mit dem "Wilden Westen" zu tun und es wurde auch nicht zu Country-Musik getanzt. Es ist also ein Klischee, welches leider heute von vielen Line Dance Gruppen aufrecht erhalten wird.
Die Line Dance-Choreographer beschäftigen sich mit Tänzen für jede denkbare Musikrichtung sowie auch für jeden neuen Hit aus den aktuellen Charts.
Also ab in den nächsten Line Dance Club und ausprobieren!
„Line Dance ist nur richtig zu Country Music“:
Falsch!
Line Dance passt zu jeder tanzbaren Musik und es macht genau so viel Spaß zu Musik aus den aktuellen Charts zu tanzen, wie auch zur Country Music.
Line Dance hat seine Ursprünge in der modernen Musik seiner Entstehung - siehe unter „Die Geschichte des Line Dance“. Deshalb war Line Dance in seinen Anfängen und lange Zeit danach auch, nicht zu Country Musik üblich. Wenn heute jemand sagt: "Ich tanze traditionellen Line Dance", sagt er eigentlich aus, dass er zur gerade modernen Musik tanzt, meint aber genau das Gegenteil!
„Sich mit der „Technik" (Fußpositionen und Bewegungs-Charakteristik) auseinander zu setzen bzw. diese zu erlernen und umzusetzen ist Stress und zudem anstrengend und macht deshalb keinen Spaß!“:
Falsch und unkompetent!
Selbst der Anfänger und außenstehende Zuschauer kann bereits den Unterschied zwischen den verschiedenen Levels auf der Tanzfläche erkennen. Sicher, das Erlernen dieser Kenntnisse ist erst einmal mit etwas Arbeit verbunden. Doch dieses BISSCHEN Arbeit macht sich auf jeden Fall bezahlt. Schon alleine, weil man sich mit entsprechenden Kenntnissen ausgestattet und ein wenig Übung ganz anders bewegen kann. Schritte und Bewegungen stehen plötzlich viel mehr im Einklang mit der Musik. So kann sich ein ganz anderes Körpergefühl entfalten und man bekommt eine viel bessere Körper-Spannung und -Haltung, was auch der Zuschauer am Rande der Tanzfläche erkennen kann. Es ist zudem ein viel besseres Gefühl, wenn man weiß, was man tut. Fazit: Niveauvolleres Tanzen macht erst recht Spaß!
Bei Diskussionen über dieses Thema hört man als Entschuldigung meistens: „Wir wollen doch nur unseren Spaß, wir machen das doch nur als Hobby.“ - Ja natürlich ist Linedance ein Hobby (das Thema Spaß hatten wir ja schon abgehakt) und zwar in jedem Falle. Auch für Denjenigen, der sich tiefgreifender mit dem Thema auseinander setzt, ist es immer noch „nur ein Hobby“! Wir haben noch niemanden kennen gelernt, der für Linedance bezahlt wird!
. . . und mal ehrlich, bei aller „Herauswinderei“, haben wir nicht alle auch eine Verantwortung bei dieser Sache? Was wollen wir unseren „Neuen“ beibringen – unsere eigene Definition von etwas, was schon eindeutig definiert ist? Oder wollen wir, dass unsere „Neuen“ von Anfang an wissen, was sie tun? Wir sollten das „Fahrrad“ nicht noch mal neu erfinden!
„Linedance ist das was ich mache, das was Ihr macht ist ja kein Line Dance mehr!“:
unkompetent und darüber hinaus äusserst unsportlich!
Solche Sprüche hören wir immer wieder, wenn bei verschiedenen Veranstaltungen Gruppe A auf Gruppe B trifft. „Die sind ja abgehoben!“ und „Das hat ja nichts mehr mit Line Dance zu tun!“, hört man dann. Da drängt sich die Frage auf: „Was ist eigentlich Line Dance“? Eigentlich sagt der Name nur aus, dass man in Linien tanzt - sonst gar nichts! Trifft die Definition auf die eine Gruppe mehr zu, weil sie Line Dance in den Grundlagen betreibt oder für die andere, weil sie sich tiefgreifender damit auseinander gesetzt hat? Warum haben wir eigentlich alle so furchtbar viel Angst davor, das jemand etwas besser machen könnte, als wir? Und warum versuchen wir, wenn der Fall eintritt, es zu erniedrigen? Ist es vielleicht, damit wir in unserer eigenen Position besser da stehen??? Das ist äusserst unsportlich oder?!
Fazit: Wer versucht, sein Tanz-Hobby in eine Schiene zu schieben, die ihm selbst gerecht wird, hat eigentlich nur Angst davor, in Zugzwang zu kommen.
Kleiner Tipp: Die kleinen, aber feinen Korrektheiten gleich beim Anfängerkurs umsetzen bzw. gar nicht erst falsch lernen! Das ist nicht so arbeitsintensiv, wie das Umlernen nach vielen Jahren.
Zusammenfassung: Ob eine Gruppe sich dafür entschieden hat, lieber traditionelle Tänze oder nur zu Country Music zu tanzen oder ob sie sich dafür entschieden hat, die aktuellen Tänze zu lernen oder „Non-Country-Music“ gut findet, ob eine Gruppe den Linedance in seiner Basic-Form betreibt oder mehr lernen möchte, ob sie lieber in Boots oder in Dance-Sneakern tanzt, sollte letzten Endes der Gruppe selbst überlassen bleiben. Keines davon ist falsch. Falsch ist, die jeweils andere Entscheidung zu verurteilen. Keiner hat das Recht zu diktieren, was Standard ist. Die Bunte Mischung macht´s! Nur weil jemand mehr gelernt hat und sich besser bewegen kann (vielleicht einem die Show stehlen könnte – was er bestimmt nicht beabsichtigt), ist er nicht „abgehoben“ und „arrogant“. Die Zauberwörter sind ganz einfach „Toleranz“ und „Akzeptanz“. Wir sind dafür!
„Toleranz und Akzeptanz“
a u f d e r T a n z f l ä c h e